Disney+ kommt – was kann man von dem Streamingdienst erwarten

Der Streamingdienst Disney+ im Überblick 

Der Streamingdienst Disney+ im Überblick

Vor wenigen Tagen, am 12. November 2019, startete Disneys neuer Streamingdienst Disney+ in den USA sowie einigen weiteren Ländern. In Deutschland wird man noch ein paar Monate warten müssen, es ist allerdings nicht zu früh, schon einmal zusammenzufassen: Was ist zum Deutschlandstart bereits bekannt?
Mit Netflix gibt es seit einigen Jahren den Vorreiter schlechthin auf dem internationalen Streamingmarkt. Mit Amazon Prime Video und Amazon Instant Video sprang schnell ein weiterer Anbieter auf den Zug auf: Das klassische Fernsehen sowie die DVD-Box für Serienstaffeln wurde im Mainstream schnell vom komfortableren und langfristig günstigeren Streamingangebot überholt. Genau im Bereich Fernsehen hatte Disney zur gleichen Zeit den größten Verlust gemacht, beispielsweise verlor Sportsender ESPN 13 % seiner Abonnenten. Als Antwort darauf wurde im April 2019 Disneys hauseigener Streamingkanal Disney+ angekündigt.

Angebot und Kosten

Für den US-Start legt Disney einen monatlichen Preis von 6,99 $ fest. Wer gleich ein Jahresabo abschließen möchte, bezahlt 69,99 $, was einer Ersparnis von ca. 16 % entspricht. Im Preisvergleich mit den genannten anderen Anbietern fällt Disney+ hier wesentlich günstiger aus, allerdings ist das Film – und Serienangebot auch eingeschränkter. Einen Preis für den deutschen Markt gibt es von offizieller Seite noch nicht. Da der Dollar zurzeit unwesentlich weniger Wert ist als der Euro, kann man aber wohl von einem ähnlichen Preisrahmen ausgehen.

Das Line-Up

Das Starting Line-Up des neuen Dienstes ist weit gefächert und für mehrere Generationen von Filmliebhabern aufbereitet. So sind die alten Zeichentrick-Klassiker, wie zum Beispiel Disneys erster Kinofilm, „Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)“, in einer eigenen Sparte zu finden. Eine weitere tragende Säule der Kollektion sind die mit CGI animierten Co-Produktionen von Disney und den Pixar Animation Studios. Hier sind beliebte Filme wie „Wall-E (2008)“ oder „Frozen – Die Eiskönigin (2013)“ zu nennen.
Außerhalb der reinen Kinder – und Familienfilme war Disney in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger direkt für eine ganze Reihe von Spielfilm-Blockbustern in Hollywood verantwortlich. So werden in Zukunft auf Disney+ die Indiana Jones-Reihe, sowie die populären Filme aus dem Star Wars – und dem Marvel Universum in vollem Umfang zu finden sein. Hier sei explizit angemerkt: Disney behält sich die Rechte für diese und die meisten anderen Marken exklusiv vor, sobald die jeweiligen Verträge mit Amazon und Netflix ausgelaufen sind. Sie werden also in Streamingform künftig nur noch auf der eigenen Plattform des Mäusekonzerns zu finden sein. Für Fans von Fernseh – und vor allem Cartoonserien wirkt sich die Übernahme von 21st Century Fox positiv aus: Künftig werden alle 30 (!) Staffeln der Simpsons auf Disney+ verfügbar sein.

„The Mandalorian“ als Flagschiff

Das Startangebot an neuen Disney Originals fällt erst einmal karg aus. In „The World according to Jeff Goldblum“ erklärt der beliebte Schauspieler (u.a. als Ian Malcolm in „Jurassic Park“) seine – möglicherweise etwas ulkige – Sicht auf die Dinge. Für Kinder und junge Jugendliche kommt mit „High School Musical: The Series“ eine an das Serienformat angepasste Version der Kultfilmreihe aus den 2000ern. Disneys Tochterfirma Pixar bietet zudem mit „Monsters at Work“ eine animierte Serie aus dem Monsters, Inc./Monsters University-Universum an. Überschattet wird dies jedoch von der größten neuen Disney-Produktion: „The Mandalorian“
Die Serie mit Pedro Pascal (Prinz Oberin in „Game of Thrones“) spielt in einer weit entfernten Galaxis – Mit der Star Wars-Marke versehen sorgte „The Mandalorian“ seit seiner Ankündigung für einen Medienwirbel, die Trailer wurden millionenfach geklickt. Drei Jahre nach den Ereignissen der ursprünglichen Star Wars-Trilogie rückt die Serie den Fokus auf den namenlosen Mandalorianer. Dieser lebt am in den äußeren Regionen der Galaxie und erlebt somit eine Welt, die vom Fall des Imperiums kaum beeinflusst wird. Umgeben von zwielichtigen und kriminellen Personen erlebt der Kopfgeldjäger ein Abenteuer fernab der bereits bekannten Welt. Für die ersten Monate wird der Ableger abseits der Sternenkriege der alleinige Kundenmagnet sein – sollte eine komplette Sammlung aller Disney-Produktionen noch nicht genügen.

Was bringt die Zukunft?

Auch für die folgenden Jahre wird Disney auf bekannte Reihen setzen, wenn es um die Erweiterung des Streamingabgebotes geht. Anstatt Disney wird allerdings die andere populäre Marke im Mittelpunkt stehen: Marvel und die Erweiterung des Marvel Cinematic Universe.
Im Gegensatz zu den Netflix-Serien (u. a. „Daredevil“, „Jessica Jones“, „Defenders“), werden die neuen Einträge in die Welt der Superhelden weit weniger abgekapselt von den Geschichten der Kinofilme erzählt. Stattdessen sollen die Abenteuer bekannter Figuren, die in den Kinofilmen vorerst keinen Platz mehr haben, im Serienformat weitergesponnen werden. Erst kürzlich verriet Marvel, dass die Ereignisse einiger Serien nichtsdestotrotz Einfluss auf die Filme haben werden – Wer also die gesamte Geschichte erleben will, wird um Disney+ nicht herumkommen.
Den Start macht hier im Jahr 2020 „Falcon and the Winter Soldier“ mit Sebastian Stan als Winter Soldier und Anthony Mackie als Falcon, der das schwere Erbe Captain Americas antreten muss. Die folgende Serie ist „WandaVision“, die sich auf die Beziehung von Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) und Vision(Paul Bettany) konzentriert. Hier muss zwangsläufig die in den Kinofilmen offen gelassene Frage beantwortet werden, ob und wie Vision wieder zum Leben erweckt wird. In „Loki“ wird 2021 eine der beliebtesten Marvel-Figuren aufgegriffen. Der Bruder des Donnergottes Thor, Loki (Tom Hiddleston), starb ursprünglich in „Avengers: Infinity War“. Die Serie behandelt das Leben einer alternativen Version des Charakters, die in „Avengers: Endgame“ seinem ursprünglichen Schicksal entfliehen konnte. Den Produzenten zufolge wird hier direkt Einfluss auf den Nachfolger des Kinofilms „Doctor Strange genommen.
In die gleiche Kerbe schlägt mit „What if…?“ eine Zeichentrickserie, die in kurzen Geschichten Figuren aus dem Cinematic Universe uminterpretiert. Den Abschluss der Marvel-Serien macht dann vorerst „Hawkeye“, in der Clint Barton (Jeremy Renner) die Rolle eines Mentors annimmt und sich gleichzeitig der kriminellen Vergangenheit stellen muss, die in „Endgame“ angedeutet wird.

Nostalgie pur

Insgesamt bietet Disney+ also eine ganze Welle an Möglichkeit, die eigene (Film-)Vergangenheit noch einmal gebündelt zu erleben. Ähnlich wie in aktuellen Disney-Kinoproduktionen („König der Löwen“, „Mulan“) wird aber auch bei Disney+ Originals vor allem auf bereits etablierte Marken gesetzt. Der Erfolg der Plattform ist – allein dadurch, dass sich Disneys Kino-Geschichte so großer Beliebtheit erfreut – dennoch beinahe unumgänglich.

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