Lohnt sich der Umstieg auf ein E-Bike?

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Zugegeben: Die Investition in ein E-Bike ist mit mehr als 1.500 Euro nicht ganz unbeträchtlich. Aber sie kann sich für viele begeisterte Fahrradfahrer lohnen. Außerdem gibt es eine preiswertere Alternative – den Umrüstsatz. Die genauere Betrachtung beider Alternativen bietet sich an.

Für wen sind E-Bikes geeignet?

Dass das E-Bike längst eine Erfolgsgeschichte ist, lässt sich an den Zahlen ablesen. Jahr für Jahr kommen momentan bis zu 1.500 neue E-Bike-Modelle auf den Markt. Kaum ein Hersteller von Fahrrädern kann es sich noch leisten, nicht mehrere motorisierte Fahrräder und Pedelecs im Programm zu haben – ausgenommen die spezialisierten BMX-Hersteller und Ähnliche.

Zu unterscheiden sind zwei E-Bike-Grundmodelle: E-Bikes, die den Fahrer beim Treten mit einem E-Motor unterstützen und E-Bikes, deren Elektro-Motor auch nutzbar ist, wenn der Fahrer gerade nicht in die Pedalen tritt. Abgesehen von diesen technischen Feinheiten sind heute E-Bikes als Trekkingräder, Citybikes, Crossräder oder Mountainbikes zu haben. Vom motorisierten Rad, das bestenfalls Senioren hinter dem Ofen hervorlockt, haben E-Bikes sich jedenfalls schon lange entfernt. Heute nutzen viele junge Menschen teure E-Bikes im Mountainbike-Look für längere Touren und Erkundungen der näheren Umgebung. In vielen deutschen, schweizerischen und österreichischen Urlaubsorten gehört das E-Bike längst zum alltäglichen touristischen Angebot. So können Familien auch steilere Anstiege in Bergregionen bewältigen. Sie testen dabei zugleich das Fahrgefühl auf den motorisierten Rädern. Viele Urlauber, die so ein Pedelec getestet haben, finden es hinterher unverzichtbar. Wer auf den Geschmack gekommen ist, gönnt sich meistens zeitnah selbst ein Pedelec.

Für das E-Bike spricht, dass es leise, schnell und umweltfreundlich ist. Die Kosten für den Betrieb sind sparsam, da die Bikes mit Strom aus der Steckdose betankt werden. Was nach den beträchtlichen Anschaffungskosten im vierstelligen Bereich allerdings ebenfalls mit hohen Kosten zu Buche schlagen kann, ist ein neuer Akku. Interessant sind E-Bikes für Berufspendler und als umweltfreundliche Alternative zu Auto, Bus und Bahn. Der innerstädtische Verkehr könnte durch Pedelecs noch weitgehender von Smog entlastet werden, wenn es breitere E-Bike-Trassen und besser ausgebaute Fahrradwege gäbe. Dann könnten Menschen, die bisher mit dem Kleinwagen zum Einkaufen gefahren sind, zukünftig das E-Bike nehmen. Das würde den Verkehrsfluss in den Spitzenzeiten verbessern, die Smogbelastungen im Innenstadtbereich vieler Orte verringern und die Lärmbelastung ebenfalls reduzieren. Außerdem gäbe es mehr freie Parkplätze im Innenstadtbereich. Zu Naherholungsgebieten würden weit weniger Menschen mit dem Auto fahren. Wer komplett auf E-Bike umsattelt und das Auto verkauft, spart die Kosten für Versicherungen, die regelmäßig anfallenden Reparatur- und Inspektionskosten und die Benzinkosten ein. In diesem Fall amortisiert sich ein E-Bike in relativ kurzer Zeit.

Weitere Vorteile von Pedelecs und E-Bikes

Elektrisch angetriebene Fahrräder können beladen oder unbeladen genutzt werden. Sie kosten den Fahrer auch im beladenen Zustand kaum Kraftaufwand. Steigungen im Stadtgebiet sind für ältere Fahrradfahrer kein Problem mehr. Anhänger mit kleinen Kindern zu ziehen, ist deutlich leichter, wenn die Eltern die veränderte Manövrierfähigkeit im Griff haben und das erhöhte Fahrtempo nicht ausnutzen. Für bestimmte Berufsgruppen ist ein E-Bike sogar eine Entlastung. Fahrradboten oder Briefträger mit ihren schweren Lastkörben könnten enorm davon profitieren. Motorisiert kämen sie wesentlich schneller zum Besteller bzw. Briefempfänger. Auch für Senioren kann ein E-Bike ein großer Gewinn sein. Es vergrößert die Reichweite und die Mobilität älterer Menschen. Dank der Unterstützung durch einen E-Motor können Senioren Kräfte sparen. Wenn die eigene Muskelkraft schwindet, sind motorisierte Fahrräder unter Umständen eine große Hilfe. Andererseits erhält das Fahrradfahren ohne Tretunterstützung die Muskelkraft deutlich länger.

E-Bikes sind das ideale Fortbewegungsmittel für alle Menschen, die sich umweltfreundlich fortbewegen möchten. Sie eignen sich für Personen, die das Fahrradfahren bei geeigneten Wetter der Nutzung von Bussen, Bahnen oder Autos vorziehen. Die Unabhängigkeit vom öffentlichen Nahverkehr ist vielen Stadtbewohnern wichtig. Auf dem Land erweisen sich die meist langen Strecken zum nächsten Supermarkt mit dem E-Bike als leicht zu bewältigen. Das Pedelec macht Landbewohner unabhängig von den relativ selten fahrenden Bussen – wenn es überhaupt eine Bushaltestelle im Ort gibt. Außerdem sparen die Fahrer durch die kürzeren Fahrzeiten Zeit ein, die sie sicher anders zu nutzen wissen. Für E-Bikes dürfte es auf dem Lande kaum Parkprobleme geben. Die Zahl der Diebstahlsversuche dürfte ebenfalls geringer ausfallen.

Was ist von E-Bike-Nachrüstsätzen zu halten?

Viele Menschen haben erst kürzlich in ein teures Markenfahrrad investiert. Oftmals haben sie dieses durch weitere Investitionen den persönlichen Bedürfnissen angepasst. Solche Menschen möchten folglich das neue Rad lieber zum E-Bike umbauen, als es gegen eine neues Pedelec einzutauschen. Der Umbau eines konventionellen Mountainbikes oder Cityrades ist durch einen Nachrüst-Bausatz durchaus möglich. Für einen preiswerten Umrüstsatz „Made in China“ sollten Sie etwa 750 Euro rechnen. Ein Marken-Umrüstsatz kann allerdings zwischen 1.200 – 1.900 Euro kosten. Für das gleicher Geld kann ein Interessent bereits ein preislich reduziertes E-Bike erstehen. Vor dem Umrüsten muss entschieden werden, ob es ein Mittelmotor bzw. ein Vorderrad- oder Hinterradantrieb sein soll. Es bedarf außerdem technischen Verständnisses, um die Umrüstung selbst vorzunehmen. Ansonsten kostet die Umrüstung auf E-Bike den Käufer Geld, das in eine Fahrradwerkstatt oder einen Fachbetrieb für Umrüstungen auf E-Betrieb getragen wird.

Die Frage ist, ob die Betreffenden anschließend mit der Optik ihrer Bikes zufrieden sind. Die neusten E-Bike-Modelle verstecken die Akkus und den E-Motor im Fahrradrahmen bzw. der Nabe. Sie bieten daher eine ansprechende Optik, die angenehm clean und aufgeräumt wirkt. Das ist beim Umrüsten nicht der Fall. Problematisch sind auch die Bremsen. Bei konventionellen Fahrrädern sind die Bremsen dem Tempo angepasst, das ein Fahrrad durchschnittlich erreicht hat. Nach einer Umrüstung auf einen E-Motor sind die Bremsen aber meist nicht mehr zugkräftig genug. Sie müssen gegen bessere ausgewechselt werden – es sei denn es handelte sich um ein teueres Markenfahrrad mit mechanischen oder hydraulischen Scheibenbremsen. Auch die Statik des Fahrradrahmens kann dem E-Motor nicht gewachsen sein. Immerhin bringen Akkus und E-Motor einiges an zusätzlichem Gewicht auf die Waage. Die Berücksichtigung solcher Faktoren lässt es meistens als geeigneter erscheinen, sich gleich ein E-Bike oder Pedelec zuzulegen.

Was spricht gegen ein E-Bike?

Damit das E-Bike für noch mehr Menschen zum liebsten Gefährt der Zukunft wird, müsste die Wahrnehmung der anderen Verkehrsteilnehmer auf diese Fortbewegungsform verbessert werden. Viele Autofahrer rechnen nicht damit, dass Fahrräder heute schneller und teilweise motorisiert sind. Die Zahl tödlicher Unfälle mit E-Bikes ist rasant gestiegen. Vor allem für Senioren jenseits der 65 ist das Risiko eines tödlich ausgehenden Unfalls mit einem Pedelec stark erhöht – nämlich doppelt so hoch, als wenn sie mit einem konventionellen Fahrrad unterwegs gewesen wären. Das ermittelte ein Unfallforscher der Allianz-Versicherung. Elektrofahrräder und Pedelecs sind also nachweislich unfallträchtiger – und das ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass derzeit vor allem Senioren vermehrt elektrisch betriebene Fahrräder nutzen. Da keine Helmpflicht besteht, verzichten viele Pedelec-Fahrer auf den Kopfschutz. Viele Autofahrer, aber auch die alten Pedelec-Fahrer selbst, können nicht mehr schnell genug auf eine gefährliche Verkehrssituation reagieren. Zum Teil sind vollgeparkte Fahrradwege oder unübersichtliche Kreuzungseinfahren mit Schuld am Unfallgeschehen.

Bei den Pedelecs und E-Bikes ist es oft aber das erhöhte Fahrtempo, das zu Unfällen mit einem höheren Schweregrad führt. Im Jahr 2016 wurden den Statistiken zufolge 3901 E-Bike-Unfälle gezählt, bei denen Menschen zu Schaden kamen. 62 Betroffene starben an den Unfallfolgen. Auffallend war, dass keiner der verstorbenen E-Bike-Nutzer jünger als 45 Jahre gewesen ist. Der Großteil der tödlich verunglückten Pedelec-Fahrer war jenseits der 65. Im Vergleich stirbt laut Statistik nur bei jedem 245. Fahrradunfall mit einem konventionellen Fahrrad ein Mensch. Bei E-Bikes und Pedelecs ist es jeder 62. Das spricht dafür, die Schutzkleidung der eines Motorrads anzugleichen und zumindest bei Pedelecs eine Helmpflicht in Erwägung zu ziehen. Ob technische Überforderung bei alten Menschen vorgelegen hat, muss untersucht werden. Es ist ein Unterschied, ob man erst mit 65 auf ein E-Bike umsteigt oder schon mit 45 sein erstes E-Bike fährt. Technologie, Tempo und Fahrgefühl sind anders als auf einem konventionellen Rad.

Ein zweiter Grund, vorerst auf ein E-Bike zu verzichten, könnte in der innerstädtischen Infrastruktur liegen. Auch wenn viele Städte sich dazu aufschwingen, fahrradfreundliche Stadt sein zu wollen, mangelt es weiterhin nicht an schlecht einsehbaren Kreuzungen, Baustellen, vollgeparkten Fahrradwegen oder dem Mangel an solchen. Außerdem fehlt es überall an Parkhäusern für die teuren E-Bikes, die besonders diebstahlsgefährdet sind. Es fehlt außerdem an ausreichend vielen innerstädtischen E-Tankstellen, wo man seinen Akku aufladen kann. Die Städte bemühen sich zwar, Abhilfe zu schaffen, aber es wird noch Jahre dauern, bis jede Stadt ausreichend E-Tankstellen im Stadtgebiet zur Verfügung stellen kann. Die Reichweite der Fahrradakkus ist ebenfalls ein Manko, denn nur für Kurzstrecken ist das E-Bike bestens gerüstet. Bei längeren Strecken oder intensiver Nutzung steht die mögliche Fahrzeit aber noch nicht im optimalen Verhältnis zur Ladezeit der Akkus. Das sollte einen Interessenten nicht vom Kauf anhalten, aber es muss bedacht werden.

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